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Norderneyer Badezeitung | Norderney Kurier
Bülow konnte trotz aller Anstrengungen - die auch von Verkennung seiner Lage getragen waren - nicht wieder in die Reichspolitik zurückkehren. Als kaiserlichern Botschafter war es ihm zwar möglich, Italiens Kriegseintritt gegen die Mittelmächte zu verzögern, das Unheil zu verhindern, erwies sich sein Einfluß als viel zu schwach, obwohl seine Frau, die auf Norderney einen nachhaltigen Eindruck hinterließ, einer vornehmen Familie dieses Landes entstammte. So verstarb Bülow auch in Rom.
Doch kommen wir auf Bülow und Norderney zurück. Es soll hier einmal nicht davon gesprochen werden, wie illustre Zeitgenossen Leben und Wandel des Fürsten auf der Insel sahen, sondern wie er erlebt wurde von einem schlichten Menschen des Eilandes selbst, von einem Zeitgenossen, der zwar nicht hier geboren wurde, aber stellvertretend für die Insel damals und noch mehr später nach außen wirkte. wie seiten ein anderer Einwohner. Gemeint ist Jann Berghaus, an den - übrigens gleich Bismarck und Bülow - auch heute noch ein Straßenname erinnert. Berghaus schreibt in seinen vor wenigen Jahren erschienenen Memoiren aus jenen Jahren: "In Berlin trat ein Ereignis ein, das seine Wellen auch nach Norderney trug. Der Reichskanzler von Bülow erlitt im Reichstag einen Zusammenbruch. Er war infolgedessen außerstande, seine Amtsgeschäfte weiterzuführen und bedurfte Erholung. Für uns Norderneyer kam dabei in Betracht, daß von Bülow jeden Sommer als Gast auf unserer Insel weilte. Er hatte sich hier eine geräumige Villa gemietet, brachte von seinem dienstlichen Beamtenapparat das Notwendigste mit, und auch all das, was zu seinem täglichen Bedarf gehörte, wie etwa seine Reitpferde. Die charmante, kunstsinnige und liebenswerte Fürstin war für uns Norderneyer bereits eine alltägliche, gerne gesehene Erscheinung geworden. Es ist klar, daß wir uns fragten: Was ist zu tun?"
"Es wurde beschlossen", fährt Jann Berghaus in seinen Erinnerungen fort, "ihm einen festlichen Empfang zu bereiten. Auch die Schulkinder sollten dabei mitwirken, indem sie auf dem Hafendamm, der vom Hafen zum baumbekränzten, schönen Ortseingang führte, ungefähr einen Kilometer lang Spalier bildeten. Die Prominenz des Ortes war am Hefen versammelt. Eine passende Begrüßungsansprache wurde vom Bürgermeister gehalten und viele Wünsche für eine gute Erholung dargebracht. Der Fürst reichte jedem dankend die Hand, und denn gings im Landauer durch die große Kinderschar hindurch. Der Fürst sprach öffentlich seinen Dank aus. Aber die Kinder waren vergessen worden, und das ärgerte mich.