Norderney
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Es ist wahr, daß die Fotokunst technisch bedingt in ihrer koexistierenden Darstellung nur einen einzigen Augenblick des Handelns dazu nutzen kann, um begreiflich zu erscheinen. Ebenso kann aber auch die Fotografie aufgrund dieser einzigen Eigenschaft ein Einzelbild in eine Folge von Augenblicken versetzen. Das Auge wird gewissermaßen gezwungen, sie Stück für Stück zusammenzusetzen. Es hilft, je nach Motiv, die erweckten Gedanken so lebhaft zu machen, daß mit gleicher Geschwindigkeit auch den körperlichen Empfindungen die wahrgenommenen sinnlichen Eindrücke glaubhaft signalisiert werden.
Zugegeben, eine fotografische Aufnahme kann als nachahmende Fertigkeit auch Häßlichkeit ausdrücken, vielleicht als gewolltes Zeitdokument. Doch als zeitloses Dokument wird eine Landschaftsaufnahme, ein Stimmungsfoto, zu dem die Natur die Farben selbst liefert, immer angenehme Empfindungen auslösen, vorausgesetzt, sie gibt hierfür die entsprechenden Ingredienzen.
Norderney gibt sie: Echt für den Menschen, der Erholung im Naturerlebnis sucht, typisch als Fotodarstellung einer unverbrauchten Urlaubslandschaft. Und dabei muß nicht einmal immer Sonne sein, wenn man an der Nordsee Ferien macht. Schon seit vielen Jahren hat eine "zweite Saison" das Herbstliche, Winterliche und die Wochen des Frühlings auf Norderney verändert. Wo sonst zu dieser Jahreszeit der zufällige Inselbesucher vor geschlossenen Fensterläden und verrammelten Hotels stand, herrscht jetzt wohltemperiertes Treiben.
Die Eigenschaften der Meeresluft werden als aromatisch, rein, frisch und kühl empfunden. Diese Ehrlichkeit läßt auch das Titelfoto spüren. Es fing diesen Atemhauch ein und zeigt, daß die Insel auch andere Reize hat. Sie lockt in diesen Monaten mit landschaftlichen Schönheiten, die einst viel zu gering und zu Unrecht eingeschätzt worden sind.
Urlaub zwischen Nordseewellen und Watt: einmal als Mensch ganz selbst sein, frei und unabhängig. Zur kommerziellen Nutzung sind Entspannung, Erlebnis, Kommunikation, Einsamkeit, Träumen und Gesundheit freigegeben. Für jeden etwas, denn hier gibt allein die Verschiedenheit den Ausschlag, so wie die farbige Inselaufnahme in ihrem Aussagevermögen diese Eindrücke für die bildliche Darstellung aneinanderreiht.
