Norderney
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Fundsachen, die nach einem Jahr nicht abgeholt worden sind und deren Besitzer nicht mehr ermittelt werden können, werden nach diesem Zeitpunkt dem Finder zugesprochen. Wenn dieser verzichtet, werden die Gegenstände einmal jährlich öffentlich versteigert. Daß auch der Finder durch seine Ehrlichkeit Überraschungen erleben kann, davon gibt noch folgendes abschließendes Beispiel jüngste Kunde: Eine Einwohnerin fand auf der Straße ein loses Geldbündel mit 980 DM. Die Scheine waren vermutlich ihrem Besitzer aus der Brief-, Jacken- oder Hosentasche gerutscht. Die Frau gab das Geld auf dem Fundbüro ab. Da sich der Verlierer nicht meldete und auch nicht zu ermitteln war, durfte die glückliche Finderin nach einem Jahr das Geld selbst in Empfang nehmen.
Auf jeden Fall sollte man den Weg zum Fundbüro nicht scheuen, wenn man etwas vermißt; auch im Urlaub nicht. Zu rasch pauschaliert sonst der oft hörbare Ausspruch "Was verloren ist, das kommt nicht wieder" ein Urteil über eine Insel und ihre Ehrlichkeit. Die zum Teil sehr wertvollen Gegenstände, die im Norderneyer Fundbüro aufbewahrt sind und auf ihre Eigentümer warten, beanspruchen zwar nicht den Beweis dieses tugendhaften Rufes für die Insel und ihre Menschen. Doch lassen sie zumindest hierfür die Bereitschaft erkennen, die zweifellos auf Norderney nach wie vor vorhanden ist, und an den immer noch lebendigen Leumund von einst - der Ehrlichkeit auf der Insel - anknüpft.
