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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Teil 23

Norderney Kurier (Serie erschien vom 27.10.2017 - 09.11.2018)

Tee, Kluntje und ein Kalender

Zu meinem 70. Geburtstag schrieb ich diese wahre Begebenheit auf und habe sie zu meiner Goldenen Konfirmationfeier am 25. Mai 2003 im Gemeindehaus während der Kaffeetafel auf Plattdeutsch vorgelesen:

Mit Kinderaugen betrachtet, sind die Menschen so um die Fünfzig schon alte Menschen, und wenn sie auch noch weißes Haar haben, sind sie uralt. Ich weiß noch als Kind, wenn uns ein alter Mann seine Anekdoten von früher erzählte, sagten wir hinterher: "Er ist schon in der Kindheit." Und da ist auch was dran. Die Mediziner, allen voran die Neurologen, sagen heute: Mit zunehmendem Alter aktiviert sich das Langzeitgedächtnis und leider minimiert sich dabei das Kurzzeitgedächtnis. Jeder von uns, der über Fünfzig ist, hat sicher schon einmal bemerkt, dass ihm Sachen einfallen, an die er jahrelang nicht gedacht hat. Oder man unterhält sich gerade mit seinem Nachbar und will einen Namen nennen, dabei fällt einem dieser partout nicht ein. Man kann sich drehen und wenden wie man will, der Name kommt nicht über die Lippen. Wenn man Glück hat, fällt einem nach fünf Minuten das Wort ein. Dann hat man ein Erfolgserlebnis und eine innere Stimme sagt: "So ganz verkalkt bis du noch nicht."

Jetzt zu meinem Thema: Vor fast 20 Jahren bin ich 70 geworden. In der darauffolgenden Adventszeit klingelte es an der Haustür. Meine Frau öffnete und da stand der Küster Harald de Vries und sagte: "Guten Tag Frau Eberhardt, ist Bonno da?" "Ja", sagte meine Frau, "wir sind gerade bei einer Tasse Tee." - "Oh, ich will nicht stören! Hier ist ein kleines Geschenk für Ihren Mann zu Weihnachten und eine Einladung zum Adventsnachmittag im Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde." - "Vielen Dank, Herr de Vries, da wird Bonno sich aber freuen."

Meine Frau kam zurück in die Küche und legte das Geschenk vor mich auf den Tisch und sagte: "Harald von der Kirche war da, er hat dir etwas zu Weihnachten gebracht." "Oh", sagte ich, "das ist aber schön. Was meinst du, sollen wir das am Heiligen Abend aufmachen, oder gleich?" - "Das ist dein Geschenk und das musst du wissen", sagte meine Frau. Ich ahnte schon etwas. Das Päckchen war liebevoll und wie eine abgeschnittene Pyramide eingepackt. Ich war neugierig und machte es gleich auf. Zuerst kamen ein kleines Päckchen Tee und Kluntje zum Vorschein. Dann lag er vor mir: der Konstanzer Kirchenkalender. Auf einmal schoss es mir durch den Kopf: All die Erinnerungen von früher nach 1945 waren da. Und ich sagte zu meiner Frau: "Ab heute bin ich alt."

Harald de Vries

Harald de Vries war Bauingenieur und arbeitete im elterlichen Betrieb. Nach Aufgabe des Baugeschäftes wurde er um 1995 Küster der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Norderney. Dieses Amt passte gut zu ihm und er war bei den Kirchgängern beliebt. De Vries hatte kein einfaches Leben, seine Kraft und seinen Frohsinn holte er sich bei seinen Brieftauben. Er war ein leidenschaftlicher Taubenzüchter, musste das Hobby aber nach seiner Pensionierung aufgeben. Er starb im September 2007.

Wilhelm Rass

Auf dem Bild aus der Broschüre "100 Jahre Stadtwerke Norderney" steht Wilhelm Rass (159) in der Mitte seiner Kollegen. Rass begann 1959 seine Arbeit beim Wasserwerk. Wegen seines Könnens wurde ihm die Verantwortung für den Wasserturm und das Maschinenhaus übertragen. Auch für den Außendienst war er verantwortlich.


Buhnen

Die Firma "Gebrüder Baumann" war auf Borkum, Norderney und Baltrum tätig und reparierte hauptsächlich Buhnen (Schlengen). Auf Norderney hatte sie nach 1936 den Lagerplatz und die Werkstatt am Hafen. Auch große Sandbewegungen mittels Loren wurden ausgeführt. Arend Baumann (155) verlor im Zweiten Weltkrieg seinen Sohn Ricklef, der sein Nachfolger werden sollte. Nach dem Krieg wurde die Firma an die Tiefbaufirma Hardt in Hamburg verkauft. Auf Norderney blieb das Unternehmen bis in die 50er- Jahre erhalten und führte Sand-, Basalt- und Buhnenarbeiten am Küstenschutzdeckwerk am Soldatendeich aus. Der Bauleiter Werner Ysker, Jann-Berghaus-Straße 33, war bei der Belegschaft beliebt und deshalb gab man der Grünfläche an der Ecke Mühlen-/Jann-Berghaus-Straße den Namen "Yskers Ruh".

Delfter Fliesenwand

Das Bild zeigt eine Delfter Fliesenwand - so sah die Küche von Marie Ufen (160) aus. Sie war eine geborene Rass aus der Winterstraße. Ihre Brüder waren Gustav und Meinhard Rass. Durch den Beruf ihres Mannes Adolf wohnten sie In den Dünen 19 (jetzt Helmut Daehne) in einem Depot-Wächterhaus. Adolf Ufen verlor im Ersten Weltkrieg ein Auge und bekam als Kriegsbeschädigter auf dem Artillerie-Depot einen Wächterposten. Sie wohnten dort mitten in der Inselnatur und beide waren sehr eigen. Die Ehe blieb kinderlos.

Johann (auch Jonny) Rass

Johann (auch Jonny) Rass (157) hat nach seiner Pensionierung mit seinen pensionierten Kollegen aus dem Bauamt die Wartung der Inselmühle "Selden Rüst" übernommen. Das Ehrenamt führt er trotz eines Unfalls bei Mühlenarbeiten weiter. Das Bild zeigt ihn vor dem Mühlen-Restaurant.

Bäckerei in der Wilhelmstraße

Seeba Jacobs, der Vater von Hillrich Jacobs (156), gründete die Bäckerei in der Wilhelmstraße, damals noch mit einer Pension. Die kleine Backstube ist heute noch vorhanden und man kann sie von der Mittelstraße durch ein Fenster gut erkennen.

Karl Bodenstab

Karl Bodenstab (158) wurde 1945 noch zur Wehrmacht eingezogen und wurde spät aus der Kriegsgefangeneschaft entlassen. Das Bild zeigt ihn um 1950 (Vierter von links) vor der Schmiedewerkstatt in der Langestraße. Zu der Zeit hatte sich die Werkstatt auf Treppengeländer und Grundstücks-Einfriedungen spezialisiert. Die Bodenstabs hatten die handwerkliche Fähigkeit "von Nix was zu machen". "Geht nicht" gab es bei ihnen nicht. Von links: Herbert Bodenstab, Gerhard Bodenstab, unbekannt, Karl Bodenstab, unbekannt, Helmuth Visser, unbekannt und Theo Schiemann.

Sklavendriever (155)
Arend Baumann, Bürgermeister-Berghaus-Straße 39 (heute Jann-Berghaus-Straße), war Tiefbaumeister und hatte ein Tiefbauunternehmen für Küstenschutzarbeiten. Er beschäftigte viele Arbeiter aus Ostfriesland. Seinen Beinamen bekam er von den Norderneyern für seine Aussprüche, wenn er die Baustelle kontrollierte. Zum Beispiel sagte er immer, wenn Sand bewegt werden musste: "De Dün mutt door weg, de Dün mutt door weg." (Die Düne muss dort weg.) Oder wenn die Arbeiter eine Frühstückspause einlegten und Baumann das sah, sagte er: "Frühstück gift dat bi mi neet (Frühstück gibt es bei mir nicht)", daraufhin sagte ein Norderneyer: "Baumann, dat hebb ik mi ok sülvst mitbrocht." (Baumann, das hab ich mir auch selber mitgebracht.)

Sonnenbäcker (156)
Hillrich Jacobs, Wilhelmstraße 8, war Bäckermeister und hatte eine sehr kleine Backstube im Hinterhaus zur Mittelstraße. Deshalb musste er seine Backwaren zum Abkühlen auf den Hof stellen, wo auch die Sonne drauf schien. So erhielt er seinen Beinamen.

Silberpfeil (157)
Johann Rass, Südhoffstraße 20, war Maurer und später Vorarbeiter der Baukolonne des Bauamtes Norderney. Seine Kopfhaare waren in seinen mittleren Jahren schon graumeliert. Mit den Jahren wurden sie silbergrau, daher sein Beiname. Außerdem las er früher gern die Bastei-Romane von Karl May und mochte besonders den tapferen Indianer Silberpfeil.

Schabbi Bodenstab (158)
Karl Bodenstab, Winterstraße 14 a (später Langestraße 29), war Hufbeschlags- Meister und Schlosser. Das Handwerk erlernte er bei seinem Vater Herbert. Kalli, so wurde er auch genannt, war als Geselle schon bekannt dafür, dass er gut mit Pferden, die neue Hufeisen bekamen, umgehen konnte. Es wurden damals gleich nach dem Krieg auch englische Reitpferde beschlagen. Diese hatten unter dem Sattel eine wertvolle Decke, eine "Schabracke", die nicht schmutzig werden durfte. Kalli hatte hierfür die Verantwortung und so bekam er von seinen Kollegen den Beinamen.

Willi Waterwark (159)
Wilhelm Rass, Luciusstraße 4 (später Up Süderdün 15), war Klempner und Installateur.Nach seiner Gesellenprüfung arbeitete er zunächst bei seinem Lehrmeister Bernhard Schoolmann weiter und wechselte danach zum Wasserwerk. Hier legte er seine Meisterprüfung als Wassermeiter ab und bekam seinen Beinamen.

Delft Marie (160)
Marie Ufen, In den Dünen 19, war die Frau von Adolf Ufen, Depotwächter und später Gasableser. Marie Ufen hatte die Wände in ihrer Küche ganz mit blauen Delfter Fliesen und mit viel Messing und Kupfer ausgestattet. Auch der Küchenofen und das Porzellan trugen Delfter Motive. Ihre Küche war sehr sauber, es hieß, man könne vom Fußboden essen. Wegen ihrer Vorliebe für die holländische Küchenkultur bekam sie den Beinamen.


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