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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Teil 27

Norderney Kurier (Serie erschien vom 27.10.2017 - 09.11.2018)

Besiedelung der Insel

Es ist nicht viel darüber bekannt, wie es zur Besiedelung der Insel kam, aber nach der Logik könnte es so gewesen sein, wie auch ein Juister Chronist beschreibt:

Heute ist das südlich gelegene, noch nicht bebaute Gelände zwischen Janusstraße, Gartenstraße, Feldhausenstraße und Rosenweg ein Politikum geworden. Vor etwa 600 Jahren war es für die ersten Siedler der Insel lebensnotwendig.

Der südliche Teil des von Wasser umgebenen Eilandes - von der Janusstraße bis zur Mühle - könnte die Wiege der Besiedelung Norderneys gewesen sein. Um 1430, nach der großen Dollartflut, gingen die ersten Fischer mit ihren Frauen, die alle bäuerlich geprägt waren, hier an Land und machten sich sesshaft. Hier fanden sie sauberes Wasser für sich und saftiges Gras für ihre Haustiere vor. Die Reede, auf der sie ihre Boote trockenfallen ließen, war gleich in unmittelbarer Nachbarschaft. Damals waren es etwa vier Familien, die das Wagnis auf sich nahmen, "Insel-Pioniere" zu werden. 1550 zählte man auf der Insel 18 Haushalte mit rund 80 Personen.

In der ersten Urkunde aus dem Jahr 1398 wird die Insel "Osterende" genannt, woraus der Schluss gezogen wird, dass die Insel sich damals aus dem östlichen Teil der großen Insel Band gebildet hat, die schon zur Zeit Karl des Großen (768 bis 814) urkundlich nachgewiesen wird. Für die hier um 1430 sesshaft gewordenen Fischer hieß somit ihre besetzte Insel "Osterende", die sie bestens kannten, denn vor der Insel gab es zu der Zeit große Schwärme von Kabeljau und Schellfisch.

Schon in der Zeit, als sich ihr Heimathafen noch an der Festlandküste befand, wurde nur bei Tageslicht und ruhiger See zum Fischen rausgefahren. Die lange Fahrt bis zu den Fischschwärmen vor Osterende machte es ihnen unmöglich, bei Tageslicht wieder nach Hause zu segeln. Sie fischten so viel wie möglich und steuerten mit voller Fracht in ihren Fischkörben die Insel Osterende an und übernachteten an der oben beschriebenen Stelle von der Wattseite aus. Somit wussten sie, dass man hier auch mit der Familie leben konnte. Sie bauten sich zunächst ihre Hütten - Einraumwohnung für Tier und Mensch mit Helm gedeckt - nördlich der heutigen Gartenstraße von der Luciusstraße in westlicher Richtung. Hier lag das Land höher, und sie waren gegen auflaufendes Wasser und Sturmfluten gesichert.

Südlich der Gartenstraße entwickelte sich die Fläche bis zur Marienstraße als Hellerwiese. Die Einwohner nannten dieses auch "Groo", ein Grünlandgebiet. Das Land war auch ein Feuchtgebiet, welches heute noch bei regenreichen Tagen in Erscheinung tritt.

Früher, bis zur Eindeichung der Marienstraße um 1840 wurde das Gelände bis zur Langestraße bei hochauflaufendem Hochwasser überflutet. Das bezeugt eine Dargschicht, die beim Kellerausbau eines Hauses in der westlich gelegenen Gartenstraße zum Vorschein kam. Auch Priele waren auf dem Gelände an der Feldhausenstraße vorhanden. Erst nach dem Bau des Mariendeiches wurde das jetzige Poldergebiet trockengelegt und konnte somit urbar gemacht werden.

Auch der Grundwasserspiegel war zu jeder Zeit dort sehr hoch. Das ganze Gebiet bekam im Laufe der Jahre einen hohen Stellenwert, weil hier das Sonnenlicht den ganzen Tag strahlt. Nachdem der Bäckermeister Meinders das ganze Areal von der Feldhausenstraße bis zur Janusstraße und Teile östlich der Feldhausenstraße erworben hatte, verkaufte er die Straßengrundstücke an Privatpersonen und ließ auf der Weide seine Kühe grasen. Der Stall seiner Kühe war die "Schwarze Scheune" (später, nach 1884, das erste Feuerwehrgerätehaus) in der Bäckerstraße. Um 1905 wurden dort die Tennisplätze und ein Rosengarten angelegt, und den Rest der Wiese verpachtete er an den Gärtnermeister Namuth, der es später kaufte. Heute gehört das Gelände einem Investor, der dort eine "Gartenstadt" für Norderneyer Bürger bauen möchte.

holländische Seekarte von 1600

Die holländische Seekarte von 1600 von Ubbo Emmius zeigt bereits den Namen Norderney (rot umrandet). Die Karte verdeutlicht, wie viel Land von der Küste Ostfrieslands durch Sturmfluten abgetragen wurde. Die Leybucht und die Emsmündung entstanden, der Dollart hat sich stark ausgedehnt. Die Geschichte des Deichbaus hat der Dipl.-Ing. Heie Fokken Erchinger als Leiter des staatlichen Amts für Insel- und Küstenschutz 2001 aufgeschrieben.

die Reede

Den Heller und die Reede hat der Maler Emil Zeiß um 1866 genau skizziert. Gut 400 Jahre nach der Besiedelung hat sich die Insel an der Wattseite wenig verändert. In der Zeit, als das Bild entstand, waren 1536 Personen auf der Insel registriert. Im Sommer 1866 waren schon 3.110 Kurgäste gemeldet. Ab dieser Zeit begann die Bevölkerung immer schneller zu wachsen. Und heute, 150 Jahre später, sind es rund 6.000 Einwohner, die hier ihr Brot verdienen wollen, und 3.523 Millionen Kurgast-Übernachtungen pro Jahr.

Kutter

Die drei Brüder Visser (179) kauften ihren Fisch direkt vom Kutter, der gerade am Hafenkai festgemacht hatte. Meistens waren es Greetsieler Fischer. Leider ist kein Bild von den dreien vorhanden. Der letzte Norderneyer Krabbenkutter war die "Friedel" (Foto), ein ehemaliger Flussschiffkutter von der Elbe, der von "Onassis" Eckehardt Moschberger als Mini-Krabbenkutter aufgetakelt wurde. Moschberger schenkte das Schiff Georg Eberhardt, der es seetüchtig und funktionsfähig machte. Das gesamte Fanggeschirr und das Ruderhaus waren aus Niro-Stahl gefertigt. Nach seinem Tod im Mai 2015 sollte das Schiff für wenig Geld an das gerade fertiggestellte "WattWelten" verkauft werden, um Besuchern zu zeigen, wie Granat gefangen wird. Leider wurde davon kein Gebrauch gemacht und so ist das Schiff im heutigen Heimathafen Greetsiel für die Gäste eine Attraktion geworden.

Fritz Ufen

Fritz Ufen (180) hatte lange Jahre einen mobilen Fischstand in Norddeich, direkt neben dem Bahnhofsausgang. Viele Norderneyer haben dort noch ihren fangfrischen Fisch gekauft. An Badegäste verkaufte Ufen belegte Fischbrötchen und Granat. Eine Delikatesse war bei ihm der geräucherte Aal.

Franz Wedermann

Das Foto zeigt Franz Wedermann (181) auf einer Altenfeier der Feuerwehr im Hotel Pique. Wedermann war zu der Zeit, als die Leiterwagen noch mit Pferdegespannen gezogen wurde, Kutscher einer "Steiger Abteilung". Da er bei der Spedition Fischer angestellt war, wurden seine Pferde auch "Feuerwehrangehörige".

Gepäckträger

Nach dem Zusammenschluss der beiden Reedereien Norden und Norderney im Jahr 1906/9 zu einer Reederei "Frisia" ließen sich die bis dahin tätigen Gepäckträger in der Poststraße ablichten. ihre Arbeit war hauptsächlich an den Häfen Norderney, Norddeich und Juist. Die Gepäckträger trugen eine Metallnummer an ihrer Schirmmütze. Ob Christoffer Kluin (178) auch mit auf dem Bild ist, ist nicht mehr zu erfahren. Die großen Hotels auf Norderney hatten alle einen eigenen Hausdiener, der das Gepäck beförderte. Um 1960 gab es keine Hausdiener mehr, und Kluin und Jan Uphoff (188) machten sich auf der Insel als Kofferbeförderer selbstständig.

Stoffer (178)
Christoffer Kluin, Winterstraße 6,war Arbeiter und Gepäckmann. Kluin machte sich nach dem Krieg 1945 als Gepäckmann selbstständig. Er holte das Gepäck der Badegäste aus ihrem Quartier ab und fuhr es mit seinem zweirädrigen Wagen (Wippe) zur Gepäckhalle. Hier bereitete er alles für den Versand vor. Auf Bestellung holte er das Gepäck von der Gepäckhalle und brachte es den Gästen ins Zimmer. Er galt bei den Norderneyern und den Badegästen als sehr zuverlässig. Sein Vorname war für die Norderneyer etwas ungewöhnlich auszusprechen und deshalb erhielt er die Abkürzung auf Plattdeutsch "Stoffer".

Kormorane (179)
Die drei Brüder Visser, Lule (Ludwig), Erle (Ferdinand, im Januar 2018 verstorben) und Aui (August), Elbestraße 25, waren fast immer die Ersten am Hafen, sobald ein Fischkutter angelegt hatte. Dort kauften sie Fangfisch in größeren Mengen. Den Fisch, den sie selber nicht verwerten konnten, veräußerten sie an ihre Bekannten in der Siedlung. Weil sie immer schnell wussten, wenn es am Hafen Fisch gab, bekamen alle drei den Beinamen "Kormorane" (Wasservögel).

Schiller (180)
Fritz Ufen, Sohn von Eduard Ufen, Siedlung 39, bekam von seinen Mitschülern der Volksschule diesen Beinamen. Von 1941 bis 1942 waren die Jungen und Mädchen des siebten und achten Schuljahres der Norderneyer Volks- und Mittelschule mit der Kinderlandverschickung nach Österreich verlegt worden. Die Norderneyer Lehrer gaben den Kindern weiter Unterricht und betreuten sie. Fritz Ufen hatte die Gabe zu dichten und tat dies in seiner Freizeit. Daher der Beinamen "Schiller". Nach dem Krieg ist Fritz Ufen nach Norddeich und leitete lange Jahre einen Fischstand (Kiosk) am Hafen.

Eugen Demut oder Breekstangenkutscher (181)
Franz Wedermann,An der Schanze 10, war Kutscher bei der Spedition Fischer. Er kutschierte mit schweren belgischen Kaltblüter-Pferden einen langen Rollwagen. Damals gab es noch viele Sandstraßen und -wege auf der Insel. Von Statur war er ein kleiner, aber kräftiger Mann mit Schnauzbart - und es gab für ihn kein Hindernis, sein Pferdegespann durch "dick und dünn" ans Ziel zu bringen. Seine Kutscherkollegen gaben ihm für sein Verhalten bei schwierigen Verkehrsaufgaben den Beinamen "Breekstangenkutscher" (Brechstange). Woher der Namen Eugen Demut kommt, ist heute nicht mehr zu erfahren.


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