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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Teil 34

Norderney Kurier (Serie erschien vom 03.06.2016 - 24.02.2017)

"Selden Rüst" kommt nicht zur Ruhe

Die Reeteindeckung war aber - wie sich schon sehr bald herausstellte - noch nicht die letzte, äußerst kostspielige Maßnahme zur Erhaltung der Inselmühle. Bereits im Laufe des Jahres 1991 wurde klar, dass weiterer Handlungsbedarf vorhanden war. In der Norderneyer Badezeitung vom 12. Dezember 1991 stand unter der Überschrift "Arbeiten an den Windmühlenflügeln nötig" zu lesen: "Nachdem festgestellt worden ist, dass zur weiteren Instandsetzung der Norderneyer Windmühle unbedingt ein Außenflügel ersetzt, die Hauptachse angehoben und die Lagerung der Welle der Windrose erneuert werden muss, beabsichtigte die Stadt Norderney, diese Arbeiten bei der Firma Wurpts in Auftrag zu geben. Dieser Fachbetrieb teilte jedoch mit, dass er in nächster Zeit aus Mangel an Fachpersonal den Auftrag nicht übernehmen könne.

Nach längeren Ermittlungen wurde dann eine niederländische Firma ausfindig gemacht, die nach einer Besichtigung die Notwendigkeit der Arbeiten bestätigte. Sie riet jedoch dringend davon ab, wieder einen geteilten Flügel zu installieren, da eine solche Konstruktion für die Mühle zu schwer sei. Die Firma Dunning schlägt dagegen die Anfertigung eines ungeteilten Flügels vor. Aus Konstruktionsgründen empfiehlt sie allerdings, nach Möglichkeit beide vorhandenen Flügel zu ersetzen, da damit gerechnet werden muss, in zirka fünf Jahren auch den zweiten Flügel zu ersetzen. Die neuen Flügel sollen eine Haltbarkeit von mindestens 20 Jahren haben. Die Gesamtkosten werden mit rund 80.000 DM veranschlagt."

Schon im Jahr 1995 wurde eine neuerliche Restaurierung notwendig: Die Kappe der Mühle musste so grundlegend ausgebessert werden, dass es nötig war, sie zu diesem Zwecke abzubauen und einer, auf die Restaurierung und Rekonstruktion spezialisierter Firma, auf dem Festland zuzuführen. Zu diesem Zwecke mussten die erst 1992 neu eingesetzten Flügel nochmals entnommen werden und zusätzlich die gesamte Kappe der Inselmühle entsichert und mittels eines Krans abgehoben, auf einen bereitstehenden Tieflader gesetzt werden - um dann per Schiff auf das ostfriesische Festland transportiert werden zu können. Für die Dauer der Reparatur-Maßnahme wurde der Mühlenachtkant mit einer Platte abgedeckt.

Am 15. November 1995 vermeldet die Presse: "Ein Sonderschiff für die neue Mühlenkappe. Die 15 Tonnen schwere Kappe der Norderneyer Mühle Selden Rüst ist im Rohbau wiederhergestellt. In den nächsten Tagen wird sie durch eine hiesige Firma mit Reet eingedeckt". "Die Restaurierung der Kappe entspricht den Qualitätsmaßstäben der Niedersächsisch-Bremischen Mühlenvereinigung", erklärte ihr Regionalbeauftragter, Torsten Scheweling. "Anfang Dezember soll die Norderneyer Mühlenkappe fertig sein. Sie kehrt mit einem Sonderschiff der Reederei Frisia auf ihre Heimatinsel zurück. Noch am selben Tag soll die Mühlenkappe aufgesetzt werden. Die Flügel werden zu einem späteren Zeitpunkt montiert. Die Restaurierung des Galerie-Holländers wird voraussichtlich 150.000 DM kosten".

Damit waren vorerst, für die Jahre zwischen 1990 und 1999, die ganz großen Sanierungs- Arbeiten an der Norderneyer Mühle abgeschlossen. In den Jahren 2000 bis 2016 gab es zwar weitere, jedoch nicht annähernd so umfassende Arbeiten. So musste im Frühjahr 2004 ein schadhafter, die Kappe der Mühle tragender Balken unter Einsatz eines Kranes vorsichtig aus der Konstruktion herausgezogen werden und eine Woche später das neu angefertigte Ersatzteil wieder eingesetzt werden. Hierfür musste zunächst die Windrose abgebaut und für die Zeit der Reparaturmaßnahme im Vorgarten des Müllerhauses gelagert werden.

Wieder ein paar Jahre später - im Januar 2008 - wurde die "Galerie" - jene Holzkonstruktion, welche den Mühlenachtkant in der ersten Etage umläuft - wegen Baufälligkeit komplett erneuert, diese Arbeiten wurden von dem Norderneyer Zimmerermeister Jan Dorenbusch und seinem Team ausgeführt. Es wurde, wie man heute sehr gut erkennen kann, ein besonders haltbares Holz verwendet, welches den besonderen Ansprüchen beziehungsweise den sehr speziellen Umweltbedingungen des Nordseeumfeldes entsprechen und widerstehen kann. Weiterhin stellte sich im Spätsommer des Jahres 2011 heraus, dass ein maroder Fugbalken, einer der beiden Träger der Mühlenkappe, ersetzt werden musste. Glücklicherweise war es wohl nicht der gesamte, etwa zehn Meter lange Balken, der nach Aussage des Mühlenbauers Heino Böök offenbar von der Braunfäule befallen sei, sondern es wurde lediglich ein etwa 130 Zentimeter langes Stück am Kopf des Balkens herausgeschnitten und ersetzt. Hier zeigte sich, und das nicht zum ersten Mal, wie auch Mühlenbauer Böök feststellte, die segensreiche, ehrenamtliche Arbeit der "Mühleninspektoren". "Wäre der Schaden unentdeckt geblieben, dann hätte sich der Pilz vermutlich immer weiter in das Holz hineingezogen und der Balken hätte irgendwann nachgegeben. 'Aber hier wird ja aufgepasst', sagte Heino Böök gestern mit Blick auf die ehrenamtlichen Mühleninspektoren Johann Rass und Bernd Müther." (Ostfriesischer Kurier, 9. September 2011)

Im Alter von 140 Jahren, es war im Jahr 2002, war wieder ein neues Kapitel für die altehrwürdige Mühle "Selden Rüst" aufgeschlagen worden. Am 8. Februar 2002 berichtete die Norderneyer Badezeitung über zwei Mitbürger, die sich etwas ganz Besonderes vorgenommen hatten. Unter der Überschrift: "Und sie bewegt sich doch" wird hier über Bernd Müther und Johann Rass berichtet: "Von wegen Ruhestand. Bernd Müther und Johann "Johnny" Rass, beide haben lange Jahre im Dienst des städtischen Bauamts gestanden, haben ein Ziel. Sie wollen die Mühle, eines der großen Wahrzeichen der Insel, wieder zum Laufen bringen...". Im Laufe der folgenden Jahre und bis heute werden sie als "Mühlenwarte" oder auch manchmal als "Mühleninspektoren" bezeichnet. In einem Gespräch mit Johann Rass erzählte er mir, dass sie schon etwa seit dem September des Jahres 1996, im Rahmen ihrer Tätigkeit im Bauamt kleinere Wartungsarbeiten an und in der Mühle durchgeführt haben. Hierzu, (zu jedem Arbeitseinsatz) existieren sogar Protokolle, die bis heute geführt werden, in denen alle Beobachtungen an der Mühle, Aktivitäten und Besonderheiten festgehalten werden. Kleinere Arbeiten werden gern selber ausgeführt. Unterstützt werden sie bei der Mühlenpflege von den Technischen Diensten Norderney (TDN), die ihnen auch die Jacken mit der Aufschrift "Mühlen-Inspektoren" geschenkt haben. Regelmäßig am Mittwoch, von etwa Mitte April bis Mitte/Ende Oktober, sind sie am Vormittag an der Mühle anzutreffen, seit einiger Zeit nicht mehr zu zweit - Hans Westdörp und Werner Vieweger komplettieren nunmehr das Team.

Selden Rüst

Dieses Foto ist eine Rarität: Der Rumpf ist bereits reetgedeckt, während die Kappe noch mit Dachpappe gedeckt ist.

Eine Windrose im Garten

Eine Windrose im Garten - das war 2004, als einer der tragenden Balken der Kappe teilweise ausgebessert wurde. Mit Mühleninspektor "Johnny" Rass.

Kappen-Sanierung

Die Mühle wird mit einer Platte abgedeckt für die Dauer der Kappen-Sanierung.

Abtransport der Mühlenkappe im Mai 1995.

Abtransport der Mühlenkappe im Mai 1995.


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