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Norderney Kurier (Serie erschien vom 04.07.2014 - 06.03.2015)
Männer der Inselwache ziehen ein - Soldaten wollen verpflegt werden - Neue Küchenbaracke wird extra errichtet
Nachdem die Kur-Kinder das Heim der Insel verlassen hatten, zogen jetzt in einem großen Wohnblock Norderneyer Männer der Inselwache ein und die Räumlichkeiten wurden der Lebensweise von älteren "Kindern" angepasst. Keiner der jetzigen Bewohner konnte auch nur erahnen, dass sie vier Jahre lang im Seehospiz "logieren" sollten.
Zunächst wurde auf dem Grundstück des Seehospizes gleich neben ihrer "Kaserne" eine neue Küchenbaracke mit Vorratsraum und Speisesaal aufgestellt. Warum die vorhandenen Kücheneinrichtungen des Seehospizes nicht genutzt wurden, ist nicht bekannt. Vielleicht war ein Grund darin zu sehen, dass man seitens der Gemeinde und der Militärverwaltung alle anderen Gebäude auf dem Gelände nicht beanspruchen und beschlagnahmen wollte, um der Heimleitung mit ihren Ordensschwestern ihr Zuhause nicht ganz zu nehmen.
Insulaner an den Herd
Die Köche waren zunächst alles Norderneyer. Teils waren sie Schlachter von Beruf oder auch Hobby-Köche, die ihr Handwerk verstanden. Wichtig war ja, dass die Kameraden mit dem, was zubereitet wurde, auch zufrieden waren. Das Mittagsessen wurde von hier aus auch zu den Außenposten in der näheren Umgebung geliefert.
Hygiene-Vorschriften gab es damals ebenfalls schon und diese mussten eingehalten werden: Der Zutritt zur Küche war nur befugten Personen gestattet. Die Beschaffung von Proviant und die Verteilung desselben an die Truppe (Truppenverpflegung) wurde beim deutschen Militär bis zum Ersten Weltkrieg von der Intendantur geleitet. Zuständig waren die jeweiligen Proviantämter in den einzelnen Garnisonen mit je einem Proviantmeister an der Spitze. Auf Norderney war für die Beschaffung und die Bezahlung der Ware seit Ausbruch des Krieges die Insel-Kommandantur zuständig.
Transport geregelt
Auch die Logistik musste stimmen. Die Soldaten transportierten ihre Waren mit sogenannten Wippen, also zweirädrigen Handkarren, wenn sie beispielsweise ihre Rationen vom Kolonialwarengeschäft Bakker an der Friedrichstraße abholten.
Für größere und sperrige Gegenstände war die 1897 von Johann Fischer gegründete Spedition Fischer zuständig. Gleichzeitig hatte sie die Lizenz von der Reederei Frisia bekommen, die Güterabfertigung auf Norderney zu betreiben - wie auch heute noch.
Was ist das Schönste am Morgen? Ein leckeres Frühstück und eine neue Zeitung. Das Bild zeigt die Soldaten, wie sie in Marschaufstellung ohne Gleichschritt den Eingang des Speisesaals betreten. Das besagt, dass sie sich vorher in reih und Glied vor ihrer Kaserne aufstellen mussten, um dann gemeinsam das Frühstück einzunehmen. Interessant sind auch die Häuser im Hintergrund. In den letzten 100 Jahren hat sich diese Gegend - Ostend, so war früher die Bezeichnung - enorm verändert.
Ein Einspänner der Spedition Fischer in der Luisenstraße. Die Spedition war für den Gütertransport auf der Insel zuständig. Der alte Fischer war ein Pferdefreund.
Bekannte Küchenchefs waren die Unteroffiziere Nowig, Tölle, Werner und Berte. Die Norderneyer Soldaten wurden jetzt als Helfer in bestimmten Abständen ausgetauscht, sodass jeder Gemeine einmal den "Küchendienst" mitmachen musste.
Der Zeiger der Küchenuhr steht auf fünf vor 6 Uhr, die Küchenmannschaft bereitet das Frühstück vor. Der Küchenchef (r.) füllt den Küchenherd mit Kohle auf. Sein helfer ist an der Tafel bei der Zählung der auszugebenden Portionen. Das Kaffeewasser wird rechts im großen Topf heiß gemacht.
Die Küchenbaracke am Seehospiz. Das untere Bild zeigt zudem zwei Köche und in der Mitte den Proviantmeister. Aus hygienegründen war der Zutritt nur bestimmten Personen gewährt.
Warum steht die angetriebene Seemine vor der Küchenbaracke? Sollte es etwa eine Drohung an die Köche sein, dass sie ja immer gutes Essen zubereiten? Das Fundstück wurde sicher am Strand von Spezialkräften der Marine entschärft. Wie die schwere Ankertau-Mine transportiert wurde, ist allerdings fraglich.