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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Teil 29

Norderney Kurier (Serie erschien vom 04.07.2014 - 06.03.2015)

Kunstflug direkt nach der bestandenen Flugprüfung bezahlen die beiden mit ihrem Leben

Im Sommer 1916 besuchte eine bulgarische Militärabordnung die neu erstellte See-Flugstation Norderney. Bulgarien erklärte am 12. Oktober 1915 den Krieg an Serbien und trat dem Pakt der Mittelmächte bei. Der Norderneyer Ingenieur Karl Etzold schreibt in seiner Erzählung "Die Flug-Station Norderney von 1914 bis 1939" unter anderem: "Der bulgarische Kapitänleutnant Preslaw Liaptscheff machte hier auf Norderney seinen Pilotenschein. Am nächsten Tag nach der Feier machte er noch einen Kunstflug (Rückenflug) mit seinem Fluglehrer Puschmann. Dabei verunglückte die Maschine beim Landeanflug in Höhe des Leuchtturmes in Richtung Hafen und stürzte ins Watt. Pilot und Fluglehrer kamen hierbei ums Leben."

Jede Hilfe zu spät

Wie war es dazu gekommen? Bei der Landung in Höhe der schwarzen Pfähl (Hafen) schlug der Doppeldecker Nr. 595 zu schnell im Wattenmeer auf das Wasser und somit wurde das Vorderteil der Maschine unter Wasser gedrückt. Obwohl das Flugsicherungsboot, die "Tell", sofort bei der Absturzstelle war, kam für den bulgarischen Piloten und seinen deutschen Fluglehrer als Begleiter in der hinteren offenen Kanzel jede Hilfe zu spät.

Beisetzung

Die Piloten Puschmann und Liaptscheff wurden auf dem Inselfriedhof begraben. Zur Trauerfeier wurde ein bulgarischer Priester der Orthodoxen Kirche eingeflogen, der zusammen mit einem Marine-Pfarrer und dem Norderneyer Pastor Rieschel die Trauerandacht durchführte. Die Verunglückten wurden in einem Doppelgrab (Grab Nr. 22, Reihe B, II. Drittel) mit allen militärischen Ehren beigesetzt. Auf dem Bild gut zu erkennen ist die Rauchwolke der dreifachen Salutschüsse. Diese Zeremonie gehört zu einem Begräbnis mit militärischen Ehren.

Auf je einer Lafette wurden die beiden toten Offiziere, eingehüllt in die Reichskriegsflagge von der See-Flugstation, zum Friedhof gefahren. Begleitet wurde der Trauerzug von Marine- und Heeressoldaten sowie einer großen Abordnung der Inselwache. Auch die Nordemeyer Bevölkerung nahm an dieser Zeremonie einen großen Anteil. Sie stand am Straßenrand vom Aufbahrungsort (Flughalle) zum Inselfriedhof über die Hafen-, Janus- und Gartenstraße Spalier und zeigte so ihr Mitgefühl. Es war zur damaligen Zeit der größte Trauerzug, den es je auf Norderney gab.

Exhumiert

Am 22. Juli 1932 konnte man in der Badezeitung lesen: "Am letzten Mittwoch wurde der hier im Jahre 1916 mit einem Kampfflugzeug abgestürzte bulgarische Fliegeroffizier Liaptscheff, der 16 Jahre lang auf dem hiesigen Ehrenfriedhof ruhte, exhumiert, um auf dem Luftwege in die Heimat überführt zu werden. Oberst Mischailoff, ein Freund des Verunglückten, der ebenfalls während des Krieges auf der hiesigen Flugstation abkommandiert war, leitete die Überführung."

Die Überreste des Flugzeugs wurden an Land gebracht

Die Überreste des Flugzeugs wurden an Land gebracht und am Hafen wurden sie von Marinesoldaten auf ein Frachtschiff verladen. Dieses brachte die Trümmer dann zur weiteren Untersuchung der Unglücksursache ans Festland.

Flugsicherungsboote

Bei Start und Landung eines Wasserflugzeuges wurden immer die Flugsicherungsboote an die Startlinie gefahren, um schnell bei Unglücken einzugreifen. Auf Norderney waren im Ersten Weltkrieg zwei dieser Boote im Einsatz. Die Schiffsbesatzung waren ehemalige Norderneyer Seeleute.

Fluglehrer Puschmann (rechts) mit seinem Freund und Kameraden Hermann Beckmann (Mitte)

Das Bild zeigt den Fluglehrer Puschmann (rechts) mit seinem Freund und Kameraden Hermann Beckmann (Mitte). Der Name des links stehenden Offiziers ist leider nicht bekannt.

Der deutsche Pilot Puschmann und sein Flugschüler, der Bulgare Liaptscheff, wurden auf dem Inselfriedhof mit allen militärischen Ehren beigesetzt.

Der deutsche Pilot Puschmann und sein Flugschüler, der Bulgare Liaptscheff, wurden auf dem Inselfriedhof mit allen militärischen Ehren beigesetzt. Im Hintergrund sieht man drei Gruppen der Inselwache und zwischen den Gruppen stehen Norderneyer Schüler der oberen Klassen.

Offizier Liaptscheff (X) auf der Feier zur bestandenen Piloten-Prüfung

Das Foto zeigt den Offizier Liaptscheff (X) auf der Feier zur bestandenen Piloten-Prüfung mit seinen deutschen Kameraden in einer der neu erbauten Großraumhallen der See-Flugstation. Nach der Feier passierte dann das tragische Unglück im Wattenmeer.

Der Trauerzug

Der Trauerzug. Auf dem Bild gut zu erkennen: der Sarg des Fluglehrers Puschmann. Seine Dienstmütze liegt auf der Reichskriegsflagge als Zeichen der Verbundenheit seiner Kameraden mit dem verunglückten Offizier. Die Lafette wurde von vier Pferden gezogen. Auch der Norderneyer Pastor Rieschel begleitete den Trauerzug. Der damalige Friedhofswärter hieß Berend Melles und wohnte an der Marienstraße 4 (hinten rechts im Bild, mit Buch).


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