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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Teil 1

Norderney Kurier (Serie erschien vom 03.06.2016 - 24.02.2017)

An der "Selden Rüst" haben sich seit 1862 nicht nur die Flügel bewegt

Befindet man sich heute, im Jahr 2016, im nahen Umfeld der Norderneyer Windmühle "Selden Rüst", ist es ziemlich schwer, sich die Umgebung, wie sie zum Zeitpunkt ihrer Errichtung 1862 war, auch nur annähernd vorzustellen. Heute ist die Mühle eingebettet in ein Wohngebiet: Nach Osten hin befinden sich die in den 30er-Jahren als Militärbereich im Karree errichteten ehemaligen Kasernen - der sogenannte Fliegerhorst wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zum Wohngebiet ("An der Mühle"). Nach Süden hin befinden sich Reihenhäuser, das "Mühleneck", dahinter der Sportplatz, die Hafenstraße und weitere Straßenzüge wie Up Süderdün, Gorch Fock-Weg und andere. Nach Norden hin ist in direkter Nachbarschaft die Kooperative Gesamtschule (KGS) und etwas weiter entfernt die Jugendherberge Norderney (ehemals Krankenhaus) sowie dahinter die Wohnblocks an der Bürgermeister-Willi-Lührs-Straße. Nach Westen hin liegt der Kurpark mit der "Napoleon-Schanze", die Häuser der Marienstraße - die Stadt Norderney, die aber auch im Jahr 1862 schon teilweise vorhanden war. Das Foto vom Wasserturm aus aufgenommen zeigt, dass die Mühle nahezu "untergeht" inmitten der im Lauf der Jahrzehnte immer näher herangerückten Bebauung. Zur Zeit ihrer Errichtung 1862 stand die Mühle frei und eigentlich direkt am Wattenmeer: auf einer flachen Düne am Südrand der Insel.

Ansicht Mühle

Dieses Motiv aus der Postkartensammlung von Jochen Pahl zeigt die Norderneyer Windmühle um 1875 in ihrer noch nahezu unbebauten Umgebung. Rechts: die "Napoleonschanze"

Direkt am Wattenmeer

Die Insel hatte nach Norden hin noch relativ hohe Dünen. Selbst vom Kirchhof - auf dem Inselplan von 1879 als "Neuer Kirchhof" bezeichnet - bis hin zum Kap und weiter zieht sich ein Dünengürtel. Nach Süden hin war im Jahr 1862 direkt der Übergang zum Wattenmeer. Erst 1872 wurde hier der erste Deich gebaut. Tatsächlich war es so, dass in diesen ersten Jahren Mühle und Haus bei Hochwasser und Sturm mit Sandsäcken gesichert werden mussten, weil das Wasser dann bis zur Mühlen- und Haustür herankam.

Die Marienstraße war 1862 schon teilweise bebaut, vor dem Gelände des Conversationshauses beziehungsweise dem Großen Logierhaus als Sommerresidenz von Georg V. von Hannover, befand sich der "Neue Polder", eigendeichtes Land. Zwischen diesem Polder und dem Gelände vor der Marienstraße verlief ein Weg "nach der Rheede".

Per Pferdewagen

Als die Norderneyer Mühle erbaut wurde, gab es noch keine Hafenanlagen. Ankommende Gäste und auch Güter wurden über diese "Rheede" auf die Insel gebracht, zum Teil aber auch direkt über das Wattgebiet mit Kutschen. Das bedeutete für die Personen, die im Segelschiff über das Meer kamen, dass sie an der Rheede ausgebootet werden mussten und dann per Pferdewagen weiter auf die Insel reisten oder sie kamen über einen "Fahrweg" vom Festland durch das Wattenmeer zur Insel Norderney - diese Passage endete bei der Tonnenbake. Von hier aus führte ein weg nach Westen zum Inseldorf, daran erinnert heute noch die Bezeichnung "Alter Postweg", ein Wander- und Fahrradweg an der Südseite der Insel. Beide Möglichkeiten, die Insel zu erreichen, waren nach heutigen Maßstäben sicher eher ungemütlich.

Die Mühle wurde kurz vor dem Ende der sogenannten Hannoverschen Zeit erbaut. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts hatte sich das Dorf Norderney sehr positiv entwickelt, man konnte um 1860 kaum noch von einem "Dorf" sprechen. Im Buch "Norderney" (Jann Saathoff) liest man: "Wenn man den Zeitraum der letzten 200 Jahre betrachtet, so hat sich 1850 die Zahl der Einwohner und Häuser verzehnfacht. An die Stelle bescheidener Fischerhäuser sind stattliche Gebäude getreten und es fällt schwer, das Dorf noch Dorf zu nennen.(...) 1860 hat der Ort 1234 Einwohner in 206 Gebäuden und 2595 Kurgäste".

Mühle wurde notwendig

Diese allgemeine Entwicklung der Insel und der stetig wachsende Zustrom der Gäste ist dann auch der Grund dafür, dass der Bau einer Mühle auf einer Insel ohne größere ländliche Infrastruktur notwendig geworden war. Wie überall musste eine Kosten-Nutzen-Rechnung gemacht werden. Auch so gesehen ist eine Windmühle auf einer Insel etwas sehr Besonderes. Norderney ist die einzige der Ostfriesischen Inseln, auf der eine Mühle gebaut wurde. Heute ist die Mühle eine Touristenattraktion. Viele Menschen, besonders die Gäste, sind fasziniert davon, dieses Bauwerk in einem solch guten Zustand und buchstäblich zum Greifen nah zu erleben. Und auch das ist keineswegs selbstverständlich, mittlerweile ist unsere Norderneyer Windmühle über 150 Jahre alt. Um dieses hohe Alter so gut aussehend zu erreichen, bedurfte es vieler Anstrengungen. Diese waren und sind nicht nur finanzieller Art, sondern auch immer und bis zum heutigen Tag der ehrenamtlichen Arbeit der Mühlenwarte sowie dem Stellenwert in der Familie zu verdanken.

Norderney um 1870

Norderney um 1870 - Acht Jahre nach dem Bau der Norderneyer Windmühle - auf bis dahin nicht eingedeichtem, "nicht sturmflutfreiem Gelände". Karte: Stadtarchiv Norderney


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