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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Teil 24

Norderney Kurier (Serie erschien vom 03.06.2016 - 24.02.2017)

Auch auf Norderney gibt es ein Straflager für Kriegsgefangene

"Die hochgerüstete Wehrmacht besiegte die polnischen Truppen innerhalb von fünf Wochen. Frankreich und Großbritannien erklärten als Verbündete Polens dem Deutschen Reich zwar den Krieg, griffen aber militärisch nicht ein.

Der deutsche Überfall auf Polen bildete den Auftakt zu einem zweiten Weltkrieg mit Kämpfen zunächst in Nord und Westeuropa, die Adolf Hitler aus strategischen Gründen zu vermeiden gehofft hatte. Nach der Besetzung Dänemarks und Norwegens begann am 10. Mai 1940 mit der deutschen Westoffensive die Eroberung der Benelux-Staaten und Frankreichs. Was von 1914 bis 1918 nicht gelungen war, erreichte die Wehrmacht in rund sechs Wochen: Am 14. Juni wurde Paris nahezu kampflos besetzt, rund eine Woche später kapitulierte Frankreich. Zugute geschrieben wurde der unerwartet schnelle Sieg über den "Erbfeind" Adolf Hitler persönlich: Im Sommer 1940 stand er als "Größter Feldherr aller Zeiten" auf dem Höhepunkt seiner Popularität.

Im Krieg gegen Großbritannien stieß die Wehrmacht dann aber zum ersten Mal auf einen, für sie völlig unerwartet hohen, Widerstand. Die deutsche Führung wartete trotz der massiven Luftoffensiven mit Zehntausenden Opfern vergeblich auf die Kapitulation der Briten, die Premierminister Winston Churchill auf einen mit "Blut, harter Arbeit, Tränen und Schweiß" verbundenen Durchhaltewillen eingeschworen hatte. Die Pläne zur Eroberung Großbritanniens mussten nach hohen Verlusten für die deutsche Luftwaffe im Frühjahr 1941 aufgegeben werden.

Den seit langem geplanten Feldzug im Osten proklamierte das NS-Regime als Kampf gegen den "jüdischen Bolschewismus". Die vom deutschen Überfall am 22. Juni 1941 offensichtlich völlig überraschten sowjetischen Truppen zogen sich unter erheblichen Verlusten weit zurück. Mit schnellen Panzervorstößen gelangen der Wehrmacht gewaltige Raumgewinne, Ende 1941 stand sie siegesgewiss vor Moskau.

Im Schnee und Frost stoppten aber Gegenoffensiven der Roten Armee einen weiteren Vormarsch auf die Hauptstadt. Das Deutsche Reich kämpfte ab 1942 gegen eine feste Koalition aus den USA, Großbritannien und der Sowjetunion. Deren überlegene Kampfkraft bestimmte das Kriegsgeschehen immer eindeutiger. Zum Symbol der Kriegswende im Osten wurde Stalingrad, wo die verlustreiche Niederlage der Wehrmacht zu Jahresbeginn 1943 die Moral von vielen Deutschen zutiefst erschütterte. Mit systematischen Flächenbombardierungen reiner Wohnviertel fernab von Militär- und Industrieanlagen wollten Briten und Amerikaner die Moral der Deutschen brechen. Aus: Die Phase der "Blitzkriege" (Quelle: Arnulf Scriba; www.dhm.de/lemo/kapitel/zweiter-weltkrieg).

Noch kurz nach Kriegsbeginn soll Hermann Göring großspurig getönt haben: "Wenn ein einziges englisches Flugzeug unsere Luftabwehr durchbrechen kann, wenn eine einzige Bombe auf Berlin fällt, dann will ich Meier heißen." Nur knapp ein Jahr später musste der Oberbefehlshaber der Luftwaffe kleinlaut Lücken in der Abwehr einräumen. In der Nacht zum 26. August 1940 warf die Royal Air Force zum ersten Mal Bomben auf Berlin - als Vergeltung für die vielen Luftangriffe der Deutschen. Der Schaden hielt sich zwar in Grenzen, die psychologische Wirkung aber war enorm. Der Angriff hatte Berlin in Angst und Schrecken versetzt. Hitler reagierte sofort und mimte zur Beruhigung der Bevölkerung Stärke: "Wir werden ihre Städte ausradieren", und ließ England tagelang bombadieren.

Im "Archiv-Journal" Nr.16/Dezember 2012, herausgegeben vom Stadtarchiv der Stadt Nordderney, wird über ein sehr spezielles Thema der Norderneyer Kriegsjahre berichtet - dem "Kriegsgefangenen-Arbeitskommando 1202", zugehörig zum Kriegsgefangenen - Mannschaftsstammlager XC., dies umfasste den Bereich Ostfriesland, Oldenburg, Cloppenburg, Vechta, Nienburg und Verden. "Das Straflager 1202 auf Norderney ist wahrscheinlich Mitte des Jahres 1940 errichtet worden. Für den Bau wurde ein mit flachen Dünen besetztes Areal unweit des Leuchtturmes, etwa vier Kilometer vom Ort (Wasserturm) entfernt, gewählt. Vermutlich war die Nähe zu den Domänen, vor allen aber zur Baustelle des Seedeiches für den geplanten neuen Militärflughafen (Südstrandpolder) entscheidend für die Standortwahl.

Aus den Unfallanzeigen geht hervor, dass kriegsgefangene Franzosen von September 1940 bis November 1941 für das Bauunternehmen Möller, Wilhelmshaven, am "Seedeich" arbeiten mußten. Wieviele Kriegsgefangene auf Norderney waren, darüber - so auch das "Archiv-Journal" - gibt es verschiedene Angaben: "Friese und Röben nennen 40 bis 50 Gefangene, Zeitzeugen sogar etwa 100." Und abschließend vermerkt das "Archiv-Journal": "Gefangenschaft und Zwangsarbeit gehören in beiden Weltkriegen zur Geschichte unserer Insel. Es bleibt einer Gesamtdarstellung vorbehalten, die verschiedenen Aspekte des Einsatzes von Kriegsgefangenen und der "Ausbeutung durch Arbeit" auf der Insel vor dem Vergessen zu bewahren."

Die beiden Töchter der Müllerfamilie waren zu Anfang des Zweiten Weltkriegs 16 und 17 Jahre jung. Die Vorkriegszeit und der Krieg waren für sie - wie auch ihre gesamte Generation - das "Thema" ihres Lebens. Beide waren im Herbst 1930 eingeschult worden - durchliefen dann nach der Grundschulzeit die damals sogenannte "Mittelschule", für die zu der Zeit noch Schulgeld zu bezahlen war. Schwierig wurden die letzten Schulhalbjahre, weil schon viele (männliche) Lehrkräfte zum Militärdienst eingezogen worden waren, ein normaler,regulärer Schulbetrieb war kaum noch möglich. 1940 endete für beide die Schulzeit - die jüngere Tochter Elisabeth begann eine Ausbildung zur Postangestellten, die ältere Tochter Afkea blieb als "Haustochter" im elterlichen Betrieb.

Elisabeth wurde einen Tag nach ihrem 21. Geburtstag, am 4.September 1944, zur "DRK-Vorhelferin" ernannt. Sie wurde in den DRK-Schreibdienst versetzt, zunächst kam sie nach Hamburg. Es war Ende 1944 schon eine schwer zerstörte Stadt. Sicherlich war auch die Nordseeinsel Norderney vom Krieg betroffen, jedoch haben die Erlebnisse der letzten Kriegsmonate entfernt von der Insel ihr Leben sehr geprägt. Das Kriegsende hat sie in Lüneburg erlebt, ganz in der Nähe des KZ Bergen- Belsen, von dem in ihrer unmittelbaren Umgebung nicht gesprochen werden durfte. In diesen letzten verworrenen Tagen des Krieges war nahezu jede Kommunikation zusammengebrochen, alle noch ankommenden Nachrichten waren nicht gesichert - so wurde in diesen letzten Wochen im Rundfunk davon berichtet, daß die Insel Norderney von einem Luftangriff schwer getroffen worden sei. Es waren bange Tage für Elisabeth Fleetjer, bis sie endlich die Information bekam, dass es nicht ihre Heimatinsel getroffen hatte und die Familie zuhause wohlauf war.

"Riesige Trecks von Flüchtlingen vor sich her treibend, erreichte die Rote Armee im Januar 1945 die Oder und Neiße. Drei Monate später verlief die Ostfront entlang derAußenbezirke von Berlin. Im Westen marschierten die Alliierten nach der Landung in der Normandie im Juni 1944 weitgehend nach Plan vor. Anfang September 1944 war Frankreich vollständig befreit, wenig später stieß ein amerikanischer Spähtrupp bei Trier erstmals auf Reichsgebiet vor. Nachdem die letzte deutsche Offensive in den Ardennen im Winter 1944/45 gescheitert war, besetzten alliierte Truppen große Gebiete des Deutschen Reiches im Westen.

Mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht endeten am 8. Mai 1945 der von Deutschland entfachte Krieg und die zwölfjährige NS-Herrschaft. Die meisten Deutschen, sofern sie nicht aus politischen, rassischen oder religiösen Gründen verfolgt oder inhaftiert worden waren, empfanden die Kapitulation nicht als Befreiung, sondern als Zusammenbruch. Aber auch bei ihnen herrschte Erleichterung über das Ende des Krieges. Wohnraummangel, Versorgungsschwierigkeiten sowie Seuchen und Hungersnöte mit ungezählten Toten herrschten in weiten Teilen Europas, wo die Menschen angesichts der Kriegsfolgen und wirtschaftlichen Krisen einer unsicheren Zukunft entgegenblickten." Aus: Das Kriegsende (Arnulf Scriba, Deutsches Historisches Meseum, Berlin).

4. Oktober 1936

4. Oktober 1936: Verlesung der zum Dienstgrad beförderten Soldaten auf dem Exerzierplatz an der Mühle.

Widerstandsnest

An dieser Stelle Ecke Marien- / Mühlenstraße stand das "Widerstandsnest". Es verfügte lediglich über einen Ringstand der "Bauform 58c".

Geschützbunker

Geschützbunker aus dem Zweiten Weltkrieg in den Nordhelm-Randdünen. Es gibt noch viele Bunker auf der Insel, vor allem im Inselosten.


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