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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Teil 12

Norderney Kurier (Serie erschien vom 03.06.2016 - 24.02.2017)

Steigende Einwohner- und Gästezahlen - Erste Bebauungspläne werden aufgestellt

Nach 1866 entwickelt sich Norderney vom Hofbad des Königreichs Hannover zum Weltbad und entsprechend vornehmer werden die Gästehäuser, die Hotels, Pensionen und Villen, insbesondere an der Seeseite. Aber auch Kulturstätten wie zum Beispiel das Conversationshaus - eine bedeutende Erweiterung findet im Jahr 1891 statt - oder das Kurtheater sorgen dafür, dass die Inselgäste sich wohlfühlen können. Dieses Kurtheater, erbaut im Jahr 1893/94, strahlt auch heute noch, wie so manches historische Gebäude in der näheren Umgebung, diese ganz besondere Eleganz dieser glanzvollen Zeit der Insel Norderney im ausgehenden 19. Jahrhundert aus: Häuser von edlen und harmonischen Maßen, klassizistisch, komfortabel und einfach wunderschön.

Im Jahr 1870 wird erstmals ein Bebauungsplan nach preußischem Vorbild aufgestellt. Dieser B-Plan betrifft das Areal zwischen der Brunnen- und Luisenstraße und Damenpfad bis zur Marienhöhe und auch das Gebiet zwischen der Friedrichstraße und der Kaiserstraße von der Marienhöhe bis zur Georgshöhe. Die bis dahin noch vorhandenen, schützenden nördlichen Randdünen werden abgetragen und es entstehen die so typischen Gebäudefronten der Kaiser- und Viktoriastraße, also die mit einem freien Blick auf das Meer besten Lagen. Schon 1884 wird der nächste Bebauungsplan aufgestellt, es ist der große Bereich zwischen der Winterstraße und Ellernstraße in west-östlicher Richtung und von der Jann-Berghausstraße im Süden des Ortes bis zur Knyphausenstraße im Norden.

Es ist aber nicht nur die steigende Zahl der Einwohner, die immer mehr dauerhaften Wohnraum benötigt. Auch eine gerade zu explodierende Entwicklung der Gästezahlen ist zu verzeichnen, und zwar aus den allerersten gesellschaftlichen Kreisen: Fürsten, Adelige, Gelehrte, Staatsbeamte, Kaufleute, Gutsbesitzer und Militärs - jedenfalls vornehmlich Menschen mit einem sehr guten Einkommen.

Zwar war es so, dass die Maßnahmen zur Erhöhung der Lebensqualität im Grunde darauf zielten, den Komfort für die hochgestellten Gäste des Seebades Norderney zu perfektionieren, jedoch kamen diese Errungenschaften dann auch der Norderneyer Bevölkerung zugute, deren Zahl sich weiterhin stetig erhöhte. In diese Welt der "Reichen und Schönen" - so würde man es heute vielleicht beschreiben - kam die Familie Fleetjer/Friesenborg im Mai des Jahres 1896 als neue Besitzer der Norderneyer Mühle Selden Rüst.

Bereits 1895 wurde die Norderneyer Windmühle an den Müllermeister Eilert Abben Fleetjer verkauft. Der alte Pachtvertrag mit dem Müller Donker lief jedoch noch bis Ende April 1896, sodass die Familie Fleetjer/Friesenborg erst im Jahr 1896 ihre neue Heimat, die Insel Norderney, betrat und die Mühle zum 1. Mai übernahm.

Der festgesetzte Kaufpreis betrug 16.000 Goldmark - nach heutigem Wert umgerechnet etwa 285.000 Euro.

Norderneyer Mühle um 1905

Ein weiteres Bild aus dem Stadtarchiv: die Norderneyer Mühle um 1905.

Die "Mark", auch als "Goldmark" bezeichnet, war die Rechnungseinheit und das Hauptnominal der goldgedeckten Währung des Deutschen Kaiserreichs ab 1871 ("Reichsgoldwährung"). Im Umrechnungshinweis (Kaufkraft) laut dem Hamburger Staatsarchiv und Statistischen Bundesamt wird eine Goldmark mit 17,82 Euro gleichgesetzt. Es wird generell immer unterschieden, ob es sich um die Währung Goldmark vor 1900 handelt oder aber für die Zeitspanne danach.

Die Norderneyer Windmühle Selden Rüst gehörte ursprünglich zum sogenannten Jalousientyp. Es gibt zwei Haupttypen von Windmühlenflügeln: den Segelgattertyp und eben den Jalousientyp. Aufgrund einer englischen Erfindung im 18. Jahrhundert ist vielfach der Segelgatterflügel durch den Jalousienflügel ersetzt worden. Querstehende Lamellen aus Holz oder Blech sind durch Hebelgestänge miteinander verbunden und lassen sich dadurch vom Innern oder auch von außerhalb der Mühle verstellen. Je nach Windstärke kann eine größere oder eben kleinere Angriffsfläche eingestellt werden. 1807 hat der Engländer William Cubitt erstmals Jalousienflügel konstruiert, die sich automatisch der Windstärke anpassen lassen können.

Beim Segelgatterflügel, der aktuelle Flügeltyp der Inselmühle, sitzen eine größere Anzahl von Querlatten am Flügelbaum. Das Gatter wird mit vier Segeltüchern bespannt. Im Fall von "Selden Rüst", in der ja kein regulärer Mühlenbetrieb mehr stattfindet, werden die Segel im Frühjahr an den Flügeln befestigt und im Herbst vor Beginn der Sturmsaison wieder eingeholt. Vom Frühjahr an werden meistens am Mittwoch, sofern das Wetter entsprechend ist, die Segel ausgerollt und man kann die Mühle "in Aktion" bewundern.

Diese Tätigkeiten werden schon seit vielen Jahren von nun mehr vier ehrenamtlichen Mühlenwarten ausgeführt, die dafür völlig zu Recht zum Jahreswechsel 2015/16 in der Laudatio des Bürgermeisters Frank Ulrichs besonders geehrt wurden. Hierzu wird es aber an späterer Stelle noch ein eigenes Kapitel mit dem Thema Mühlen-Inspektoren geben.

In einer Sonderbeilage der Norderneyer Badezeitung vom 21. September 1989 ("100 Jahre Stadtwerke Norderney") wird sehr ausführlich darüber referiert, welche Investitionen zum Ende des 19. Jahrhunderts hin für den Ausbau und ein befriedigendes Funktionieren des Seebades nach 1866 nötig waren, die dann auch nahezu "generalstabsmäßig" in Angriff genommen wurden:

Seesteg

"Die Zahl derWohnhäuser hatte sich von 1866 mit 252 bis 1885 hin mit 518 Häusern verdoppelt. Im gleichen Zeitraum war die Bevölkerung von 1431 auf 4.106 Einwohner angestiegen. Aus der Diskussion um die Förderung der deutschen Seebäder - auch im Überschwang nationaler Gefühle - entstand auf der Insel im Jahr 1885 ein Komitee, welches es sich zur Aufgabe machte, Konkurrenzfähigkeit des Seebades Norderney gegenüber den ausländischen Badeorten zu erhöhen. Im Verlauf seines Bestehens hat das Komitee, zusammengesetzt aus einflussreichen Persönlichkeiten der hier weilenden Badegäste, viel und entscheidend zu den Verbesserungen auf der Insel beigetragen. Dazu gehörten verbesserte Eisenbahnverbindungen, die Abstimmung der Fahrpläne, der Bau eines Seesteges, die Befestigung der Sandstraßen und der Bau von Bürgersteigen sowie der Erhalt der Tideunabhängigkeit für den Fährverkehr. Auch die Einführung von elektrischer Beleuchtung und der öffentlichen Wasserversorgung auf der Insel gehen auf Anregungen des Komitees zurück."

Norderney 1884

Plan des Königlichen Seebades Norderney 1884 aus dem Stadtarchiv. Im Vergleich zum Stadtplan von 1879 (zu sehen in der Folge 8) wird auf dieser Karte die weitere Ausdehnung des Ortes nach Norden hin gut sichtbar.


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