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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Teil 5

Norderney Kurier (Serie erschien vom 03.06.2016 - 24.02.2017)

Norderney um das Jahr 1800 - Der aufstrebende Tourismus beginnt

Entscheidende Vordenker für die Gründung des ersten Nordseebades auf Norderney waren der Vogt Feldhausen und der Landphysikus Dr. Friedrich Wilhelm von Halem. Der Inselvogt Feldhausen besaß unter anderem Polizeigewalt, führte die Strandaufsicht und war für die Bergung von Strandgut zuständig. Er beantragte 1797 bei den ostfriesischen Ständen die Einrichtung einer von ihm geführten Badeanstalt auf Norderney.

Dr. von Halem erstellte ein Gutachten und am ersten Mai des Jahres 1797 entscheiden sich die Ostfriesischen Landstände für die "Veranstaltung eines Seebades" auf der Insel Norderney.

Von jetzt an sollten sich die Insel und das Leben ihrer Bewohner grundlegend verwandeln, innerhalb von 100 Jahren würde sie ihr Gesicht in einer Art undWeise verändern, die sich Anfang des 19. Jahrhunderts kaum jemand hätte vorstellen können. Eigentlich war Norderney noch ein Fischerdorf. In dem Buch "Norderney - auf dem Weg in das dritte Jahrtausend" wird der Stand der Dinge im ausgehenden 18. Jahrhundert vom Autoren Heinrich Smeins (Rektor i. R.) dokumentiert: "1793 hat das Dorf (Norderney) 563 Einwohner in 106 Häusern. Die Fischerhäuser sind zu dieser Zeit schlichte, eingeschossige Backsteinbauten mit einer Dachdeckung aus holländischen Pfannen auf Strohdocken. Die roten Backsteine sind im Läuferverband mit einem Mörtel aus gebrannten Muscheln und Dünensand vermauert, nur einen halben Stein dick und mit Muschelkalk blendend weiß gefugt. So lag das traute Fischerdorf einladend da, eingefügt in die Dünenlandschaft im Westen, und im Norden schützend umringt von zwei hohen, mächtigen Dünenketten, im Süden schließen sich diese Dünenketten zu einer Dünenreihe zusammen. An einer günstigen Stelle im Nordosten befindet sich die Reede (Anlegestelle der Boote)."

Im Jahr 1800 kommen die ersten 250 Badegäste - schon 1804 sind es 500 Gäste. Ein erstes hölzernes, strohgedeckte "Conversationshaus" mit einem kleinen Saal und einer Billardstube und ein kleines Badehaus waren ein Anfang, um wohlhabende Erholungssuchende zur Sommerfrische ans Meer zu locken.

Die damalige Inselbevölkerung hatte dazu wohl eine sehr eigene Meinung, keineswegs davon überzeugt, dass eine derartige Entwicklung für die Insel und auch nicht für den ganz privaten Haushalt von Nutzen werden könnte.

So beklagt der erste Badearzt, Landphysikus, oberster Medizinalbeamte Ostfrieslands und verantwortlicher Leiter der Badeanstalt Dr. med. Friedrich Wilhelm von Halem sich in einem Brief an an den preußischen König Friedrich Wilhelm III, dass sich "aber theils aus Muthwillen, theils aus Bosheit die Insulaner sich an derselben (Kureinrichtungen) vergreifen, Steine auf die Dächer werfen, Schlösser ruinieren, alles mit Kreide bemalen und dergleichen, so ergeht zu Ew. Königl. Majestät meine allerunt. Bitte, höchstdieselben wollen allergnädigst geruhen, dem Vogt Feldhausen eine Warnung unter nachdrücklicher Bedrohung gegen dergleichen Vergreifungen zur öffentlichen Publikation ertheilen zu lassen, wobei die Eltern, wohl zugleich für den Unfug, den ihre Kinder durch Fenstereinwerfen und dergleichen anrichten, verantwortlich gemacht und der Vogt zur genauen Beobachtung der Allerhöchsten Königl. Verordnung anzuweisen sein mögte. Ich ersterbe Ew. Königl. Maj. alleruntertänigster v. Halem - Aurich, den 29.Juni 1801"

In der Veröffentlichung "Sonne über Norderney - Geschichte einer kleinen Residenz", eine Jubiläumsausgabe für das staatliche Nordseebad Norderney zu seinem 150 jährigem Bestehen im Juli 1947, schreibt Else Galbas im Kapitel II über die Gründungsgeschichte des Seebades, speziell zur Person des Landphysikus von Halem, dass er die Gründung eines Seebades auf der Insel Norderney wohl als sein "Steckenpferd" betrachtete. Dies Ziel, Norderney zum Seebad zu küren, also mit Nachdruck und gewissermaßen mit Herzblut verfolgte, da, wie es in "Sonne über Norderney" zu lesen ist, zwischendurch die Idee auftauchte, das von allen Seiten erwünschte Seebad auf dem Festland anzulegen.

Ein Seebad an der Küste Ostfrieslands hätte ohne Zweifel viele Vorteile gehabt, zumindest logistischer Art: Die Anreise nach Norderney war noch bis weit in das 19. Jahrhundert hinein äußerst beschwerlich und umständlich. Um 1800 reiste man per Postkutsche an - durch ein Ostfriesland, welches "zu jener Zeit noch mit einer Vielzahl von Mooren durchzogen war, es gab nur wenige Sandwege. Tiefe Rillen und Unebenheiten der ausgefahrenen Wege ließen bei schlecht gefederten und wenig gepolsterten, meist offenen Wagen keine Reiselust aufkommen. So wundert es nicht, dass in der Anfangszeit mehrheitlich Gäste aus dem ostfriesischen Umfeld das Seebad aufsuchten." (Quelle: "Kleiner Führer durch das Bade-Museum Norderney" K.-W. Fischer)

Trotz dieser noch schwierigen Verhältnisse entschied man sich für die Gründung des erwünschten Seebades auf der Insel Norderney - wodurch im Laufe der kommenden Jahrzehnte eine geradezu rasante Entwicklung auf allen Ebenen möglich wurde, welche dann - neben vielem anderen - auch zum Bau einer Windmühle zur Versorgung der Bevölkerung und der Gäste führte.

Postkarte aus dem Archiv Jochen Pahl

Das obere Bild zeigt die Insel Norderney (Postkarte aus dem Archiv Jochen Pahl. Beim Anblick dieser Darstellung wird sehr deutlich, wie nah Marienstraße und Mühle am Wattenmeer lagen, auch gut zu erkennen: die Reede.

Der Zugang zum Ort

Der Zugang zum Ort von der Reede ist auf der Grafik zu sehen.

Norderneyer Badestrand

Dieses Bild zeigt den Norderneyer Badestrand, wie er sich etwa zu Beginn des 19. Jahrhunderts (1815) darstellte. Man beachte ganz rechts im Bild die Rheede mit dem Ausbooten der ankommenden Gäste.


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