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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Teil 9

Norderney Kurier (Serie erschien vom 03.06.2016 - 24.02.2017)

Müllerhaus in einfacher Bauweise errichtet - Anfänge der Küstensicherung

Es waren keine idyllischen Zeiten auf der Insel für den neu errichteten Müllerbetrieb nach 1862, weder in Bezug auf die allgemeine Lebensqualität noch in politischer Hinsicht, worauf aber später noch die Rede kommen wird.

Nach wie vor lag die Mühle fast unmittelbar am Wattenmeer an der Südseite der Insel. Als sie errichtet wurde, am östlichen Ende der Marienstraße (benannt nach Königin Marie von Hannover), war die Bebauung dieser Straße bereits weit fortgeschritten. Der Hausbaubeginn hier auf beziehungsweise hinter dem Mariendeich wird in das Jahr 1852 datiert, die Anlage des Mariendeiches war bereits im Jahr 1840 erfolgt. Noch heute erkennt man besonders in dem Teil der Marienstraße, der zwischen der Feldhausen- und Mühlenstraße liegt, dass dieser Straße ein Deich sozusagen "zugrunde liegt". Leider geht der besondere Charakter dieser einstmals sehr schönen Straße zunehmend verloren. Eher kleinere Pensionshäuser, ursprünglich mit schönen (teilweise offenen), großzügigen Veranden zur Südseite hin,werden abgerissen und stattdessen Häuser mit möglichst vielen Wohneinheiten gebaut - und genauso sehen sie auch aus, sich besser oder schlechter in die ursprüngliche Umgebung einfügend.

Durch den stetig wachsenden Tourismus um die Mitte des 19. Jahrhunderts herum stellte sich auch mehr und mehr die Frage nach einer Küstensicherung und nach befestigten Wegen - den heutigen Promenaden - am Rande des offenen Meeres. Die Promenaden dienten einerseits also dem Vergnügen, direkt an der Wasserkante entlangzuspazieren, das herrliche Panorama genießen zu können und die Meeresluft zu spüren, aber sie waren eben auch der Anfang einer sich stetig verbessernden Küstensicherung.

Das Müllerhaus 2015

Das Müllerhaus 2015 von Nordosten her. Der Teil mit den roten Dachziegeln ist das Haus von 1862, der Anbau mit dem Flachdach etwa von 1875. Immer noch gut zu erkennen ist die Düne, auf der es gebaut wurde.

1923 schrieb Peter Zylmann: "Von allen Ostfriesischen Inseln erhielt Norderney als erste feste, großangelegte Schutzbauten. Zwar ging die erste, einfache Mauer 1858 in einer Sturmflut zugrunde, aber noch im selben Jahr entstand eine neue Mauer mit starkem Unterbau und einer Reihe Steinbuhnen als Wellenbrecher. Die Mauer ist Grundlage des später bedeutend erweiterten Inselschutzwerkes. Sie erstreckte sich von der Villa Fresena (Strand-Hotel Belvedere am Meer) bis zur Moltkestraße."

Erste Buhnen

Die Sicherung des Inselsockels entwickelte sich zu einer fortwährenden Aufgabe und führte bis heute zu einem acht Kilometer langen Deckwerk und 32 Buhnen vom Hafen bis zur letzten Buhne zwischen dem Café Cornelius und der Weißen Düne. (Quelle: Jann Saathoff, "Norderney 2")

Erste Buhnen werden auf Norderney im Bereich der Marienhöhe gebaut - 1860/62.

Zwar ist die Nord-West-Seite der Insel deutlich stärker dem Angriff der Naturgewalten, also dem Wind und dem Meer durch Sturmfluten ausgesetzt, doch war es auch notwendig geworden, die Süd-Seite der Insel zu sichern - weniger durch ein Deckwerk als durch einen Deichbau, was dann gleichzeitig einer Landgewinnung auch auf Norderney diente.

Der Mariendeich mit den ersten Häusern der Marienstraße und ab 1862 der Mühle und dem Müllerhaus, dazwischen etwas zurückliegend die "Schanze", dies stellte die südliche Grenze der Insel Norderney dar, bis ins Jahr 1874 - der Eindeichung des "Mühlenpolders".

Im Gegensatz zu den etwa zeitgleich neu errichteten Gebäuden für die vornehmen Kurgäste war das Müllerhaus in keiner Weise komfortabel: Einfach gebaut, mit wenigen Räumen, außerhalb des Ortes - somit war es dem Wind und der Kälte weitaus mehr ausgesetzt als die Häuser des Inseldorfes.

Selbstverständlich gab es in diesen Anfangsjahren weder eine Stromversorgung noch fließendes Wasser, keine Abwasserregelung und keine Gasversorgung. Die Fenster waren aus Holz, einfach verglast. Warm war es meistens nur in der Küche selber, denn gekocht wurde auf einem mit Holz oder Kohle beheizten Herd. Die Häuser der einfachen Leute waren kalt, zugig und (entsprechend dem Klima der Insel) feucht und kaum gemütlich.

In ihrem Buch "Architektur Highlights auf Norderney" beschreibt die Autorin Christiane Winter auch die Häuser der Insulaner: "Die Norderneyer Fischerhäuser sind eingeschossige Backsteinbauten, die nur wenige Zentimeter tief in der Erde liegen, mit einer Dachdeckung aus holländischen Pfannen. (...) Der Dachfirst verläuft in west-östlicher Richtung, da auf diese Weise die an der See vorherrschenden Westwinde die Giebelseite treffen und sich nicht unter dem Dach verfangen können. (...) Durch einen offenen, an der Traufseite gelegenen, überdachten Vorraum betritt man den Flur, der die ganze Breite des Hauses durchquert und in einem kleinen, als Schafstall und Toilette genutzten Anbau endet. (...) Zu beiden Seiten des Dielenflurs befinden sich zum Teil mit Wandbetten versehene Stuben, ein Wirtschaftsraum und die Küche mit offenem Kamin und Schornstein an der Giebelaußenmauer. Der Fußboden des Flurs, der Küche und des Wirtschaftsraums ist mit einer Ziegelsteinflachschicht bepflastert, in den Stuben findet man Dielenböden. Die Dielung ruhte bei den Inselhäusern auf runden Langhölzern, die nur in den Sand gebettet waren."

Diese Beschreibung gilt auch für das Haus des Inselmüllers: Im Laufe der Jahrzehnte wohl erweitert und modernisiert, jedoch in wesentlichen Teilen immer noch sehr ursprünglich erhalten.

Die Marienstraße heute - mit Blickrichtung zur Mühle.

Die Marienstraße heute - mit Blickrichtung zur Mühle.

Mühle und Müllerhaus um 1900

Mühle und Müllerhaus um 1900 - ein Bild aus dem Stadtarchiv.


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